Sonntag, 29. November 2015

Schläge sind gesetzeswidrig

Das ist ein schweres Thema, ich habe lange überlegt, wie ich diesen Post aufbaue, wie ich alle Aspekte abhandeln kann...

Ich habe festgestellt, dass ich mich immer wieder verheddere in diesem Thema und es wohl am besten (für mich) ist, wenn ich einfach frei Schnauze drauf los schreibe. Also entschuldige ich mich schon mal im Vorfeld für verworrene Gedankengänge ;)

Wie komme ich dazu?
Durch verschiedene Berührungspunkte an denen man unweigerlich anderen Müttern, Vätern und Großeltern und ihrem Verständnis von Erziehung ausgesetzt ist, ist mir jetzt relativ häufig die Ansicht "Ein Klaps auf den Po (oder die Hand) hat noch niemandem geschadet" untergekommen.

Zuerst möchte ich sagen: Gewalt gegen JEDEN, also auch Kinder!! ist strafbar und in Deutschland gesetzlich VERBOTEN.
JA, auch innerhalb der Familie, auch in der Erziehung, und
JA, nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gewalt.
(Quelle z.B. hier)

Nun kann man argumentieren, dass ein Klaps auf die Hand keine Gewalt ist...
Ab wann ist es denn Gewalt?
Wenn es weh tut?
Wenn es einen blauen Fleck gibt?
Wenn es mehr als einmal im Monat passiert?
Oder erst einmal in der Woche?

Ist es Gewalt, den Kaffeegästen am Sonntag zu erzählen, dass der Fünfjährige schon wieder ins Bett gemacht hat, während dieser mit am Tisch sitzt?
Oder anzudrohen, dass er das nächste mal, wenn es in die Hose geht, den ganzen Tag so rumlaufen muss?

Ich weiß, jetzt begebe ich mich auf ganz ganz dünnes Eis: Ist es Gewalt, das vier Jahre alte Kind nachts schreien zu lassen, ohne nachzusehen, bis es wieder einschläft?

Für mich ist es Gewalt.
Es ist Gewalt, wenn es meinem Kind weh tut.
Es ist Gewalt, wenn es mein Kind vor versammelter Mannschaft bloß stellt.
Und es ist Gewalt, wenn es meinem Kind Angst macht.

Und ich bin dafür verantwortlich, alles zu tun was ich kann um mein Kind davor zu schützen.

Es stellt für mich eine schreckliche Schwäche der beteiligten erwachsenen Menschen dar, wenn ein Kind bewusst, oder gar absichtlich, solchen Situationen ausgesetzt wird.
Und ich glaube, das macht NIEMAND (mal von ein paar wenigen kranken Geistern abgesehen) freiwillig oder aus Spaß.

Ich hoffe-glaube, dass die Erwachsenen nicht weiter wissen, keine andere Möglichkeit sehen, und es ihnen schlicht schrecklich peinlich ist, dass gerade ihrem Kind soetwas passiert, bzw. ihr Kind so schwierig/bockig/ungelehrig oder was auch immer ist.
Dass sie glauben, sie würden Schwäche zeigen, wenn sie um Hilfe bitten, oder um Rat fragen.
"Der wird ja mit seinem eigenen Kind nicht fertig, so ein Weichei!"

Ich sehe es als Stärke, sich einzugestehen, dass man hilflos ist, dass man den Willen hat, etwas zu ändern, für sein Kind zu kämpfen.

Als ich in der Grundschule war, wollte ich nicht in der Pause auf die Toilette gehen. Die Kabinen waren immer voll und es war ein Sport, auf die Klodeckel zu steigen und über die Wände anderen beim Pinkeln zuzusehen. Also meldete ich mich oft zehn Minuten nach dem Klingeln, dass ich aufs Klo müsse.
Irgendwann rief mich eine Lehrerin nicht auf. Es wurde so dringend, dass ich in der Klasse in die Hose machte. Ich habe mich natürlich schrecklich geschämt.
Später traf ich mit meiner Mama beim Einkaufen eine Klassenkameradin. Die fing auch gleich an, mich zu verspotten. Wir standen beim Bäcker in der Schlange, zusammen mit vielen Nachbarn... Ich wäre gerne geplatzt und einfach verschwunden.
Ich weiß nicht mehr, was genau meine Mutti sagte, aber sie putzte meine Klassenkameradin dermaßen runter, dass ich heute noch verdammt stolz bin auf sie!

Erst spät habe ich verstanden, dass sie auch ganz anders hätte reagieren können, peinlich berührt zum Beispiel, sich für ihr Kind schämend. Aber das hat sie nicht, sie hat mich vor den gemeinen Worten beschützt. Da war es egal, was sie selbst von dem Missgeschick hielt.

Es gibt da so einen Spruch, den ich sehr schön finde:

Bruder gegen Schwester,
Kinder gegen Eltern,
aber die ganze Familie gegen den Rest der Welt.

Für mich bedeutet er, dass man sich unter Geschwistern zankt, dass sie aber zusammenhalten, wenn es "gegen" die Eltern geht. Und auch wenn man sich mit seinen Eltern (für mich jetzt langsam auch umgekehrt, mit meinem Kind ^^) nicht immer versteht, man doch gemeinsam gegen den Rest der Welt kämpft.

Und ich eben mein Kind in Schutz nehmen werde, selbst wenn ich nicht seiner Meinung bin, weil ich stärker bin, weil ich mich besser in der Welt auskenne, und weil mir gar nichts anderes übrig bleibt, wenn ich mich auch morgen noch gerne im Spiegel ansehen möchte.

Samstag, 28. November 2015

Kindergartenarithmetik

Wenn man als Eltern einen Kindergarten sucht, dann überlegt man, ob er auf dem Arbeitsweg liegt, wieviel man zahlt, ob man sich dort beim besichtigen wohl gefühlt hat, ob ein Konzept verfolgt wird und was er dem Kind an Behaglichkeit, Lernpotenzial und als Entwicklungsumgebung so zu bieten hat.

Aber macht man sich auch Gedanken darüber, welchen gesetzlichen Rahmen die Kindertagesstätte gesteckt bekommt? Wohl eher nicht.

Ich habe mich mal damit beschäftigt :)

Da es nicht in allen Bundesländern eine eindeutige rechtliche Regelung über den Betreuungsschlüssel gibt, nehmen wir als Beispiel mal Thüringen. Seit August 2010 haben hier Kinder ab einem Jahr den rechtlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz.

Sechs Kindern zwischen eins und zwei Jahren steht eine Betreuungskraft zu. Das heißt in Arbeitsstunden 40 Stunden die Woche.
Genauso ist es für acht Kinder zwischen zwei und drei Jahren und sechzehn Kindern im Alter von drei bis sechs.
Also:
1-2 Jahre: 40h pro 6 Kinder
2-3 Jahre: 40h pro 8 Kinder
3-6 Jahre: 40h pro 16 Kinder
(Quelle)

Jetzt stellen wir uns einen Kindergarten vor. Ein kleiner Kindergarten, vielleicht auf einem Dorf, 32 Kinder über 3 und 16 unter 3 Jahren.

Nach unserer Rechnung oben, sind hier vier Vollzeitstellen, also 160h die Woche zu besetzen.
(2x16 "Große" und 2x8 "Kleine" zwischen 2 und 3 = 4x40h)

Eine dieser Stellen ist dann die Leitung des Kindergartens. Bei öffentlichen Trägern ist es relativ üblich, dass die Person mit Leitungsaufgaben, dafür freigestellt wird. Das bedeutet, dass diese Stunden nicht in die Betreuung der Kinder hineingezählt werden dürfen, und die Leitung theoretisch Zeit ohne Kinderkontakt z.B. im Büro für "Papierkram" zusteht. Die Menge der freigestellten Stunden ist von Kommune zu Kommune und von Träger zu träger unterschiedlich.
Gibt es keine Freistellung für Leitungsaufgaben, müssen sie trotzdem erfüllt werden...

Nehmen wir mal an, unser kleiner Kindergarten hat eine Leiterin, deren Stelle sich aus fünf "Bürostunden" und 30 Kontaktstunden, also 35h pro Woche zusammensetzt. Dann fehlen noch 130 Kontaktstunden, die wir so aufteilen: zwei Stellen mit 30 Stunden und zwei mit 35 Stunden.

Betrachten wir jetzt mal die 32 großen Kinder genauer. Sie haben eine Erzieherin "Anna" mit 35 Stunden, einen Erzieher "Bert" mit 30 Stunden und dann arbeitet die Leitung "Cecile" noch wöchentlich 15 Stunden bei ihnen (=80h die Woche).
Der Betreuungsschlüssel ist also eingehalten.

Täglich stehen den Kindern also
7 Stunden Anna,
6 Stunden Bert und
3 Stunden Cecile zu.
(Wer mehr als 6 Stunden am Tag arbeitet, ist verpflichtet eine 30 minütige Pause zu machen)

Nehmen wir an, der Kindergarten hat neun Stunden geöffnet, z.B. von 7:00 bis 16:00.
(Eurer hat länger auf? Dann kann man annehmen, dass trotzdem nur 9 Stunden täglich zur Berechnung des Betreuungsschlüssels verwendet werden... Denn es sind ja nie alle Kinder gleichzeitig da, oder etwa doch?)

Bert kommt 7:00, schließt auf und nimmt die ersten Kinder in Empfang. Anna kommt 8:00. Dann wird gefrühstückt und gespielt bis es Zeit fürs Mittag ist. Wenn 12:00 alle Kinder im Bett sind (das schafft man bei 32 doch mit links, oder?), oder still in der Bücherecke, kann Anna ihre Pause machen, während Bert bis 12:30 allein nach den Kindern sieht. Wenn Bert dann 13:00 in den Feierabend geht, kommt Cecile. Sie und Anna helfen den Kindern beim Anziehen und Kaffee trinken, dann wird wieder gespielt. Anna hat 15:30 dann Schluss. Cecile kümmert sich bis 16:00 noch um die letzten Kinder.

Was fehlt?
In dieser Gruppe gibt es keine Aushänge, keine Bildungsbücher, keine Dekoration, keine Fotos, die die Eltern bestellen könnten...

Doch in den "echten" Kindergärten gibt es das. Wieso? Weil eine "echte" Anna in ihrer Pause die Einladung zum Oma-Opa-Nachmittag für das schwarze Brett schreibt, weil ein "echter" Bert abends Entwicklungsberichte oder Bildungsbögen schreibt und weil eine "echte" Cecile zuhause in ihrer Freizeit die Fotos vom Sommerfest oder Plätzchenbacken sortiert und ausdruckt bzw. bestellt.

Im Thüringer Bildungsplan wird gefordert, Entwicklung und Bildung sichtbar zu machen. Also zum Beispiel durch Bildungsbücher, in die Entwicklungen und Lernerfolge der Kinder eingetragen werden. Deshalb wird den Erziehern in manchen Kindergärten mittlerweile Zeit eingeräumt, um die Kinder und ihre Entwicklung zu beobachten und ihre Erfolge in Bildungsbüchern festzuhalten.

Und jetzt: stellen wir uns vor, es wird einer krank...
"Okay" kann man sagen, "dann macht eben einer Überstunden und vertritt den Kranken".
Ja, klar, nur hat das ganze einen Haken...
Denn diese Überstunden werden irgendwann abgebummelt, und dann muss jemand anderes vertreten und Überstunden ansammeln usw.
In der Gesamtbilanz des Hauses würden sich solche Überstunden also ansammeln.

Das dieser Kindergarten dann Schließzeiten hat, damit Urlaub und gesetzlich zustehende Weiterbildungen ermöglicht werden können, ist also kein Wunder. Auch wenn es uns Eltern sehr ungelegen kommt...

Ich stelle also fest, dass vieles, das einen guten freundlich-gemütlichen Kindergarten ausmacht: Oma-Opa-Nachmittag, Zuckertütenfest, Kuchenbacken, Foto- und Kinderkunstgalerie im Flur oder auch einfach die Fensterbilder und Tischdekoration;
vom persönlichen Engagement und Herzblut der Erzieher und Erzieherinnen abhängt.
Danke dafür :)

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Montag, 16. November 2015

Alles besser als befürchtet :)

Eigentlich dachte ich, ich würde jetzt jeden Tag vor dem Bildschirm sitzen und könnte tausende von Posts verfassen. Gefesselt ans Bett und Totalausfall bezüglich Kinderbetreuung und so.
Aber, wie ihr ja seht, ist das nicht so ;)

Heute vor zwei Wochen wurde mein Kreuzband repariert. Entgegen meiner Erwartung musste ich nur vier Tage bis Donnerstag im Krankenhaus bleiben. Der kleine Fuchs hat das für überstanden, selbst zu Besuch bei mir. Natürlich musste er weinen, als meine Eltern und er wieder gegangen sind, aber bereits im Fahrstuhl nach unten ließ er sich schon ablenken und trösten.
Ich bin auch nicht so unmobil wie ich dachte, nur die Hände habe ich nie frei ;) aufgrund der Krücken. Das bringt dann solche Lösungen wie eine "Brotumhängetasche" hervor...

Nun bin ich bei meinen Eltern, und der kleine Fuchs geht in die Kinderkrippe. Letzte (seine erste) Woche immer ungefähr eineinhalb Stunden, Donnerstag und Freitag jeweils eine davon allein. Am Wochenende hat sich dann gleich die erste eingeschleppte Fieberwelle Bahn gebrochen, sodass er heute Zuhause blieb. Aber da sie wieder vorbei getauscht ist, kann er morgen wieder loslegen :)

Die Fuchsoma ist nun ein bisschen eine Ersatzmama geworden. Dass wurde vor allem durch den leidenden Fieberfuchs klar, der lieber bei Oma bleiben wollte, als zur nicht-trag-fähigen Mama zu wechseln. Aber das kann man ihm und der Oma ja auch nicht verdenken, nach zwei Wochen Rundumbetreuung 24 Stunden am Tag.

Ich darf dafür durch schlafen und habe ziemlich viel Füchschen-freie Zeit ;)
Und die fülle ich mit allerlei, zu dem ich sonst nicht komme. Bücher, Schlafen, Papierkram und Fernsehen.

Also, wie bereits im Titel gesagt, es ist alles gar nicht so schlimm wie ich dachte :)
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