Montag, 22. Februar 2016

Mensch vs Geld

Rassismus beginnt da, wo man den Wert eines Menschen nicht mehr als Mensch, sondern als Wirtschaftsfaktor beurteilt.

Das habe ich so ähnlich vor einiger Zeit in einer Zeitung gelesen. Es hat mich sehr beeindruckt, denn es drückt aus, was mir schon sehr lange sauer aufstößt, ich aber nicht formulieren konnte.

Wenn Mütter als Arbeitskraft weniger wert sind.
Wenn Fremdsprachler nicht über den Putzjob hinauskommen.
Oder wenn es darum geht, alle Schüler auf eine Schule zu schicken, ohne alle benötigten Kräfte dazu einzustellen und das dann fälschlicherweise Inklusion nennt.

Besonders deutlich wird es mir im Moment immer wieder, wenn im Radio Zahlen und Fakten genannt werden.
Die Schweiz will täglich nur noch eine begrenzte Anzahl Flüchtlinge aufnehmen, Österreich hat eine jährliche Obergrenze verhängt. Die Grenzen innerhalb der EU sollen wieder geschlossen werden, und wieviel das alles kostet!

Ja ich weiß, ohne Geld geht nix. So blind bin ich auch nicht, ABER

Dieses ABER geht mir einfach nicht aus dem Kopf! Danach kommt nichts, das ich mit Fakten unterlegen könnte, nichts das ich wirklich gut mit Worten beschreiben kann.
Es kommt ein Gefühl in mir hoch, dass es ungerecht ist, wie gut es mir geht, wie friedlich es in Deutschland ist, wie selbstverständlich ich zum Arzt gehen kann und mein Sohn später mal zur Schule. Das ich nicht überlegen muss, ob mein Haus noch steht, wenn ich von der Arbeit komme, oder mein Mann den Weg zur und von der Arbeit überlebt.
Denn Nein, das muss ich nicht, auch nicht nach den Anschlägen von Paris, auch nicht, wenn ich Französin wäre.
Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob der Mann im Supermarkt da Sprengstoff in seinem Rucksack hat, ihr etwa? Ich schaue, welche Bananen noch nicht angematscht sind.
Auch, während mein Sohn in der Krippe ist, mache ich mir keine Gedanken über ein Attentat. Eigentlich wäre diese christliche Einrichtung in der auch Mädchen etwas lernen dürfen doch prädestiniert, oder?

Und nach diesem ABER will ich helfen. Irgendwas tun. Den Menschen, die sagen "Das Leben ist nun mal nicht fair" ins Gesicht brüllen und irgendwie verständlich machen, dass man sein Leben und damit auch das seiner Mitmenschen gestalten kann.

Ich habe in der Tageszeitung meiner Schwiegereltern einen Leserbrief gelesen, da wurden Vergleiche gezogen zwischen den Flüchtlingen und der Flut in Thüringen und Sachsen vor ein/zwei Jahren. Aber nicht etwa, dass man helfen muss und kann, wenn Menschen kein Dach mehr über dem Kopf haben, und auch sonst ihr ganzes materielles Leben verloren haben. Nein! Da wurden die Flüchtlinge mit den Wassermassen verglichen, und deren unaufhaltsamer Zerstörungskraft!

Warum ich diesen Post schreibe?
Wo ich doch nur von meinem Gefühl rede und keine untermauernden Fakten oder wenigstens eine Lösung für mein Dilemma parat habe?
Weil ich in der gleichen Zeitung, aus der die Aussage über Rassismus stand, gelesen habe, dass man den Mund auf machen muss, auch wenn man nicht mit Zahlen und Fakten brillieren kann, auch wenn man keinen Lösungsvorschlag bieten kann.
Denn die "wichtigste Waffe gegen Extremismus ist (...) die Gegenrede" (1). Sie wirkt zwar nicht unmittelbar, doch sie regt zum Nachdenken an.
Außerdem kann man durch nichts besser Demokratie und Meinungsfreiheit praktizieren, als die eigene Meinung kund zu tun ;)

^^(1) E&W 02/2016

Mütter für Mütter

Es ist schon eine (ganze) Weile her, da hatte Rosalie von parents don't dazu aufgerufen, sich mal an die solidarischen, schönen und hilfsbereiten Momente zu erinnern, die man als Mutter mit anderen Müttern erlebt hat.

Ich habe direkt damals nachgedacht, kurz und ergebnislos, und mir gedacht, dass da in nächster Zeit schon irgendwas passieren wird, über das ich dann schreiben kann.

Nun muss ich offen gestehen, da fällt mir auch heute noch nix ein...
Und das finde ich echt blöd, denn ich halte mich selbst für sehr hilfsbereit, werde von Freunden als zu lieb und gutgläubig beschrieben... Da habe ich mir schon was drauf eingebildet muss ich zugeben ;)

Mh also, bin ich jetzt eigentlich die Eiskönigin, dass mir andere egal sind, oder einfach nur ein Stein, der nicht mitkriegt wenn andere Hilfe benötigen?

Nein!
Ich habe die Frage einfach falsch gestellt, nicht "Was habe ich Müttern gutes getan?", sondern "Wann habe ich meinen Mitmenschen geholfen?".
Ob das Mütter, Kinder, Singles oder sonstwer ist, darauf kommt es mir nicht wirklich an. (Ich denke auch, daß Rosalie nichts gegen allgemeine Hilfsbereitschaft hat ;) )

Ich spiele zum Beispiel unheimlich gerne mit meinem Sohn draußen. Auf dem Spielplatz kommen dann schon mal ein zwei Kinder dazu, die auch wippen, rutschen oder im Sand buddeln wollen. Klar schaue ich dann, dass sie nicht herunter fallen oder Sand essen ;)
Das habe ich aber noch nie explizit als Hilfe für die Mutter gesehen, die dann vielleicht auch einfach mal die Augen zu machen und das Gesicht in die Sonne halten kann :)

Oder ich habe ein regelmäßiges Essen gehen (alle zwei Monate so ganz grob) angeregt. Das habe ich ehrlich gesagt vor allem für mich gemacht ;) da ich nach dem Umzug Kontakte aufbauen und pflegen möchte. Es sind alles Mamas aus der Nachbarschaft. Aber wenn ich da genau hinschaue: klar würden die Mamas auch ohne mich wissen, was sie mit ihrem Abend anfangen. Aber irgendwie braucht man als Mama doch auch immer einen Anlass mal außerhalb der Familie was zu erleben ;)
(Kollegen gelten nicht ;) )

Wenn ich es also so betrachte, ja, dann helfe ich den Mamas in meiner Nähe gerne und irgendwie auch regelmäßig :) aber ich empfinde es nicht als explizite Hilfe, für die man dankbar sein sollte, sondern es gehört für mich zu einem freundlichen und angenehmen Umgang dazu :)

Ich hoffe ihr genießt das Wetter (auf dem Spielplatz?), hier scheint nach den letzten kalten nassen Tagen mal wieder die Sonne und die Frühblüher strecken ihre grünen Fühler aus der Erde.